Vom Rasen auf die Leinwand - das 11mm Fußballfilmfestival in BerlinBabylon Berlin und Fußball – zwei Wörter, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, so mutmaßlich der Stand beim Großteil der Bevölkerung. Außer man ist regelmäßiger Zuschauer des Bezahlsenders „Sky“ und wurde dort mit Programmhinweisen für die deutsche Antwort auf sämtliche US-Serien überschüttet.
Viel interessanter ist dagegen die schon seit einigen Jahren bestehende Liaison zwischen dem „11mm Fußballfilmfestival“ und dem Babylon Kino Berlin am Rosa-Luxemburg-Platz, unweit des Berliner Fernsehturms. Für mehrere Tage schaffen das Kino und der veranstaltende Verein „Brot und Spiele e.V.“ Öffentlichkeit für Fußball-Filme unterschiedlichster Art, vom Kurzfilm mit Originalton, Dokumentationen über Vereine (wie Westring 501) bis hin zu Streifen mit populäreren Themen wie den Ungereimtheiten im Vorfeld der WM in Katar.
In den letzten Jahren fand das Festival immer parallel zu einem regulären Drittligaspieltag statt, in 2018 legten die Veranstalter das Festival auf das vergangene Länderspielwochenende, perfekt für Anhänger von Vereinen in Spielklassen der DFL. Die Gelegenheit musste beim Schopfe gepackt werden, ab in die Bundeshauptstadt zum Festival-Freitag! Für den Autor war es nicht der erste Besuch, veranstalteten die Organisatoren des Fankongresses hier vor Jahren nicht schon ein Teil des Abendprogramms. Zunächst erwartete einen zu früher Stunde bereits eine Diskussion zum Thema „Rebellen im Fußball“, u.a. mit Jens Kirschneck von 11Freunde. Leider fand der interessante Austausch zum ersten Film des Tages ob der Uhrzeit noch keinen großen Anklang. Der erste Film Tages sollte aber nicht jener über sich politisch engagierende Fußballspieler sein.
Immer wieder geht die Sonne auf (R: Dominik Thaller, 105 Minuten, Österreich 2017)
In Anwesenheit des Regisseurs bekam man einen tiefen Einblick die wechselvolle Geschichte des FC Blau Weiß Linz aus der Stahlstadt in Oberösterreich. Nachdem der Vorgängerverein gegen den Willen der Fanszene in den Ortsrivalen Linzer ASK integriert wurde (von einer – so offizielle betitelt – Fusion konnte aufgrund des kaum wahrnehmbaren Einfluss des Clubs im neuen Großverein keine Rede sein), wollte die Fanszene das Sterben ihrer Farben nicht hinnehmen und gründete 1997 ihren Verein neu, acht Jahre früher als das Wiederbeleben von Austria Salzburg.
Neben zahlreichen Sequenzen aus dem Archiv des ORF von Spielen des Vereins auf Dorfplätzen gegen Vereine, die in Deutschland allenfalls hartgesottenen Hoppern etwas sagen dürften, waren vor allem die Gespräche mit der aktiven Fanszene sehr interessant. Zahlreiche Vertreter aus unterschiedlichen Fangruppen kamen zu Wort und irgendwie fand man sich als Holsteiner in ihren Aussagen wieder. Auch die Anhänger von BW Linz wurden nicht von einem glamourösen Club angezogen, von tollen Events am Spieltag. Amateurfußball und eine Bruchbude als Spielstätte hieß der damalige Status Quo. Die Eindrücke der frühen Phase der Fanszene erinnerte doch stark an die glorreiche Ära der FFK in Kiel.
Während der Rivale LASK seine Fans überwiegend aus dem Umland bezieht, kommen BW-Fans zum großen Teil aus Linz selbst. Für sie hört gesellschaftliches Engagement nicht am Stadiontor auf, die Szene ist im kulturellen Leben an der Donau verankert. Aktionen gegen Rassismus, Konzerte für gute Zwecke, Unterstützung von Flüchtlingen und eine eigene Radiosendung sind nur einige sympathische Beispiele. Regisseur Dominik Thaller hat es mit viel Witz und einem tollen Soundtrack (u.a. Thees Uhlmann und Los Fastidios) geschafft, seinen Verein und die Fanszene näher zu beleuchten und sich und seinen Verein dabei selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Da konnte auch die Uni für das Projekt nichts anderes als die Bestnote vergeben.
Reggea Boyz (R: Till Schauder, 73 Minuten, Deutschland 2018, ab 03.05.2018 im Kino)
Bereits im Foyer des Kinos konnte man sich dank der jamaikanischen Botschaft und Community in Berlin auf karibische Art stärken und bekam sogleich einen kleinen Eindruck, was der nächste Film bereithielt. Die jamaikanische Nationalmannschaft sorgte in der jüngeren Vergangenheit durch die Erfolge beim CONCACAF Gold Cup für Furore. Doch die Fußballwelt leuchtete nicht immer in grün-gelb-schwarz. Nach langer Zeit wollte sich der Karibik-Staat wieder für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien qualifizieren und setzte dabei sogar auf von der einheimischen Bevölkerung eher skeptisch beäugte Legionäre aus den USA und Europa. Englische Wochen statt LänderspielpauseIhr wollt "Englische Wochen" live an der Förde? Ihr wollt mit dem "Kapitän" in seinem Heimathafen feiern? CCK verlost einmal Gästeliste plus 1 für das Heimspiel von Erik Cohen am 7. April 2018 im Orange Club, Kiel. Alles was ihr tun müsst, ist bei CCK Facebook zu kommentieren, dass ihr dabei sein wollt - das Ganze geht natürlich auch per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Teilnahmeschluss ist am Sonntag, 24. März 2018, 19:12 Uhr.
Das Los entscheidet unter allen Teilnehmern. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Und wer auf Nummer sicher gehen will, besorgt sich auf jeden Fall im Vorverkauf ein Ticket. Die Karten werden langsam rar.
Sportgemeinschaft Aufbau Boizenburg vs. Greifswalder FußballclubStadion am Fliesenwerk, 17. März 2018, Endstand 0:2
Der wilde, wilde Osten fängt gleich hinter Gudow an. ;) Naja, diese an Truck Stop angelehnten Zeilen sind sicher nicht ganz falsch, wobei Mecklenburg-Vorpommern immer nur bedingt Ostdeutschland ist. Zwar war das Bundesland ein Teil der DDR, andererseits wird man bei der Begrüßung „Moin“ auch nach 12 Uhr nicht fragend angeschaut. Das spricht eindeutig für Norddeutschland - alles ist halt relativ.
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Das gilt im übrigen auch für die Temperaturen. Während drei Kieler, die sich am Vorabend den Ar... abgefroren haben und froh sind, dem blizzard-artigen Schneesturm entkommen zu sein, freut sich der Stadionsprecher über jeden Besucher, der bei „arktischem“ Wind den Weg zum Verbandsligakick gefunden hat. Zugegeben, im Wind ist es etwas schattig, wo diesem allerdings entkommen werden kann, ist es fast schon frühlingshaft.
Am Eingang werden faire 4 Euro gelöhnt, gratis dazu gibt es die Information, dass es sich beim Gästetrainer quasi um einen Prominenten handelt. Übungsleiter beim Greifswalder FC ist mit Roland Kroos nämlich der Vater von Felix und Toni Kroos, die beide in der Hanse- und Universitätsstadt das fußballerische Einmaleins erlernten. Ganz so große Söhne im fußballerischen Bereich hat Boizenburg nicht zu bieten. Mit Rainer Kaube (in den 1970ern Stamm-Libero bei Hansa Rostock) und Hans Tauchert aber doch zwei nicht ganz unbekannte Namen. Letzterer war in der Saison 1948/49 neben dem Hamburger SV für elf Spieltage auch noch Trainer bei Ligakonkurrent Holstein Kiel in der Oberliga Nord, so dass es zu dem Kuriosum kam, dass im April 1948 Tauchert bei einem Spiel Trainer beider gegnerischer Mannschaften war. Ein prominenterer Name aus neuerer Zeit, der mit dem Verein in Verbindung gebracht werden kann, ist der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Torsten Koop.
Als Erfolge für den Verein, der 1948 unter dem Namen BSG Keramik Boizenburg gegründet und 1951 zunächst in BSG Chemie und dann 1954 in BSG Aufbau umbenannt wurde, können immerhin zwei Aufstiege in die zweitklassige DDR-Liga verbucht werden. Trägerbetrieb neben der Elbewerft war das ortsansässige Fliesenwerk (die Stadt trägt auch den Beinamen „Fliesenstadt“), das in direkter Nachbarschaft zum Stadion liegt und zudem Namensgeber ist. Direkt hinter einem der Tore wurde früher sogar der dafür notwendige Rohstoff abgebaut.
Kieler SV Holstein vs. 1. Fussballclub Heidenheim16. März 2016, Endstand 2:1
„Bei Wind und Wetter den Jungs verpflichtet...“, diese Zeile aus Erik Cohens 'Englische Wochen' passte hervorragend an diesem Freitagabend. Bei Windstärken von bis zu 9, Temperaturen um die 0°C und Schnee war es sicherlich nicht eines der angenehmeren Flutlichtspiele.
Zumal kurz vor Anpfiff der Zuschauerstrom in Richtung Gegengerade umgeleitet werden musste zum Eingang der Osttribüne. Durch die starken Windböen hatte sich ein Teil der Werbetafel am Flutlichtmast zwischen Westtribüne und Gegengerade gelöst.
Zur Sicherheit wurde der Bereich gesperrt und Besucher der Blöcke J, K1-3 und L wurden zwischen Block M und O und durch den Innenraum in Richtung ihrer Plätze geleitet. Im Großen und Ganzen ging das Ganze trotz jeder Menge Improvisation einigermaßen gut über die Bühne. Die letzten Zuschauer waren spätestens zur 15. Minute im Stadion.
Den äußeren Bedingungen angepasst, begannen die Norddeutschen die Partie äußerst stürmisch. Während mehrere Meter über dem Spielfeld zwei Feuerwehrmänner versuchten, die gelösten Teile der Werbetafel zu sichern, kamen die Störche auf dem Rasen bereits früh zu den ersten Chancen. Mit dem Wind aufs gegnerische Tor hätte es bereits nach einer Viertelstunde zur Führung reichen können. Für die sorgte in der 18. Minute Kingsley Schindler mit einem Elfmeter.
Dem vorausgegangen war ein Foul an Weilandt, das sich bei mehrfacher Zeitlupenbetrachtung als schwalbenverdächtig herausstellte. Aber es existiert in der 2. Bundesliga nunmal kein Videobeweis. Und als Kieler wollte man sich ohnehin nicht beschweren. Die erste Hälfte wurde von der sturmerprobten Truppe rund um Geburtstagskind Patrick Herrmann, der vor Anpfiff ein Ständchen von den Rängen gesungen bekam, geradezu dominiert. Spätestens mit dem wunderbar herausgespielten 2:0 durch Kinsombi wurde das deutlich. Alles Gute zum 30., FußballgottAm 16. März 1988 herrschten in Deutschland und in Kiel noch anderen Verhältnisse. Das Land war noch durch eine Mauer geteilt und Holstein Kiel tingelte über die Dörfer, weit entfernt von bundesweiter Beachtung. An jenem Tag erblickte aber auch ein kleiner Junge mit dem Namen Patrick Herrmann das Licht der Welt. Den Geburtsort vermag uns das Internet nicht zu verraten, aber seien wir einmal ehrlich, wen interessiert es schon, wo der Fußballgott geboren wurde, entscheidend sind schließlich seine Taten auf Erden.
Die Berliner Mauer vermochte Herrmi nicht einzureißen, der stetige Weg der KSV in höhere Sphären muss aber immer in einem Atemzug mit dem sympathischen Rechtsverteidiger nacherzählt werden. Patrick Herrmann bot im blau-weiß-roten Dress einfach jedem die Stirn: dem Goslarer SC und dem VfR Neumünster genauso wie Borussia Dortmund und Union Berlin. Deutlich mehr als die Hälfte seines Fußballerlebens im Herrenbereich verbrachte Herrmi bei der KSV und hielt für den Verein die Knochen hin, Von Jahr zu Jahr trugen die Holstein-Anhänger immer weniger die Trikots von filigranen Mittelfeld-Strategen oder treffsicheren Stoßstürmern. „Herrmann“ stand auf dem Jersey, schließlich konnten sich die Fans sicher sein, dass das Trikot auch in der kommenden Spielzeit nicht an Aktualität verlieren wird.
Inzwischen werden gelungene Grätschen und gewonnene Sprintduelle stets mit ohrenbetäubenden Sprechchören von den Rängen bejubelt. Man möchte sich gar nicht ausmalen, sollte dem Fußballgott in seinem 256. Pflichtspiel unter Flutlicht am 15. März 2018 gegen Heidenheim wirklich einmal wieder einer seiner sehr seltenen Treffer gelingen. Aber seinen wir ehrlich: KSV-Fans lieben „ihren Herrmi“ auch ohne Torerfolg, schließlich schätzen ihn viele Anhänger aufgrund ganz anderer Tugenden: voller Einsatz, Identifikation mit dem Verein und ein gewisser Sinn für's Grobe.
CCK wünscht Herrmi viel Gesundheit und zahlreiche weitere Spiele im Trikot der KSV. Alles Gute zum 30. Geburtstag, Patrick Herrmann! Norwich City Football Clubs vs. Nottingham Forest Football ClubCarrow Road, 6. März 2018, Endstand 0:0
“I can’t read, I can’t write, but I can drive a tractor/I’m a Norwich City-fan and I’m a fucking wanker.”
Dass dieses “Bauern”-Klischee bereits kurz vor der Endstation in Norwich mit Vorbeifahrt an einem grün-gelben Landmaschinenhändler tatsächlich bestätigt werden konnte, sorgte für große Erheiterung bei der vierköpfigen Zugbesatzung. Knapp zwei Stunden benötigte der Zug von London und nach dem Einchecken im Hotel wurde zunächst das Zentrum der ca. 140.000 Einwohner zählenden Stadt erkundet. Und das ist tatsächlich einigermaßen sehenswert. So kann man gut am River Wensum spazieren gehen, die mittelalterliche Altstadt auf sich wirken lassen oder es sich in einem der Pubs gemütlich machen.
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